Wenn Zurückhaltung in Diskriminierung mündet.

23.09.2024


Machtmissbrauch gegenüber Migrantinnen: Wenn schweizerische Zurückhaltung in Diskriminierung mündet

In einer Welt, in der Vielfalt und Integration als wichtige gesellschaftliche Werte gelten sollten, bleibt der Missbrauch von Macht eine traurige Realität – insbesondere gegenüber Migrantinnen. Ein oft unbeachtetes, aber weit verbreitetes Phänomen betrifft häufig weibliche Migrantinnen in der Schweiz, die keinen schweizerischen Dialekt sprechen sowie ohne Lobby dastehen. Sie erleben immer wieder subtile und direkte Formen des Machtmissbrauchs. Es scheint, dass Vorgesetzte in vielen Fällen stillschweigend wegsehen oder gar sagen, wie sich Migranten zu verhalten haben (ohne sich selbst an die vorgegebenen Regeln zu halten).

Machtmissbrauch im Arbeitsalltag

Viele Migrantinnen, besonders jene aus Deutschland, berichten von erniedrigenden Erfahrungen, in denen sie am Arbeitsplatz benachteiligt oder ausgegrenzt werden. Dabei zeigt sich eine besondere Form des psychischen Machtmissbrauchs: Die Tatsache, dass sie keinen schweizerischen Dialekt sprechen, wird oft genutzt, um sie als AussenseiterInnen darzustellen. Dies führt nicht nur zu sprachlicher, sondern auch zu sozialer Isolation. Der vermeintliche "Makel" des Fremdseins wird gezielt genutzt, um ihnen ihre Rechte und ihren Platz in der Gesellschaft abzusprechen. Das wirkt sich auf das persönliche Empfinden und Psyche negativ aus, was zu schweren Erkrankungen führen kann.

Ein weiterer erschreckender Aspekt ist die Konstellation von Gesprächen oder Konflikten, die häufig in einem 2:1-Verhältnis geführt werden. In diesen Situationen stehen Migrantinnen meist zwei einheimischen Kollegen gegenüber, wodurch eine asymmetrische Dynamik entsteht. Dies verstärkt den Eindruck von Isolation und Machtlosigkeit. Egal wie fundiert die Argumente der Migranten sind, es scheint, dass der Schweizer Kollege oder Vorgesetzte am Ende "immer Recht haben". (Motto: Du darfst hier zwar arbeiten, aber darfst nichts sagen und schon gar nicht Kritik anbringen).

Konfliktvermeidung und schweizerische Zurückhaltung

Die schweizerische Kultur ist für ihre Diskretion und ihren Hang zur Konfliktvermeidung bekannt. In vielen Situationen wird vermieden, Konflikte direkt anzusprechen, was dazu führen kann, dass bestehende Probleme ignoriert oder heruntergespielt werden. Anstatt klare Gespräche über Missstände zu führen, verlassen sich viele auf indirekte Informationen oder Gerüchte, um sich ein Urteil zu bilden. Das bedeutet, dass Vorgesetzte und Kollegen oft auf das hören, was andere über eine Person sagen, anstatt den direkten Dialog zu suchen.

Diese Praxis kann besonders für Migrantinnen verheerende Folgen haben. Anstatt eine faire Chance zu bekommen, ihre Position zu erklären oder sich zu verteidigen, wird ihr Ruf auf Basis von Hörensagen geformt – ohne die Möglichkeit, den eigenen Standpunkt darzulegen. Diese passive Konfliktkultur verschärft nicht nur das Gefühl der Ausgrenzung, sondern ermöglicht auch Machtmissbrauch sowie Diskriminierung auf subtile, aber tiefgreifende Weise.

Ungerechtigkeit bei Kündigungen

Ein weiteres Beispiel für den Missbrauch von Macht zeigt sich bei Kündigungen. Migrantinnen berichten, dass sie in vielen Fällen grundlos oder sogar fristlos gekündigt werden, wenn sie Kritik anbringen oder berechtigt auf Missstände hinweisen. Oft geschieht dies in Momenten, in denen der Vorgesetzte emotional reagiert und seine Position nutzt, um die "Störung" zu beseitigen. Diese Reaktionen, gepaart mit dem Ausweichen vor ehrlichen Auseinandersetzungen, schaffen ein Klima der Angst und Unsicherheit.

Besonders Deutsche Migrantinnen in der Schweiz erleben, dass, selbst wenn sie im Recht sind und berechtigte Kritik äussern. Ihnen wird selten in solchen Situationen Gehör geschenkt (auch  nicht durch eine abgeschlossene Rechtschutzversicherung). Stattdessen wird oft der Schweizer Kollege oder Vorgesetzte bevorzugt, der – ganz im Sinne der schweizerischen Zurückhaltung – seine Kritik nicht offen ausspricht, sondern im Hintergrund agiert. Diese Diskrepanz zeigt, dass es einen deutlichen Unterschied gibt zwischen "Recht haben" und "Recht bekommen". Zu diesem Thema werden auch immer wie mehr Befragungen und Studien durchgeführt.

Wer Recht hat, bekommt im Alltag noch lange kein Recht

Diese Erlebnisse verdeutlichen, dass struktureller Machtmissbrauch und Diskriminierung im Alltag vieler Migrantinnen tief verwurzelt sind. Das Gefühl, dass man selbst dann, wenn man im Recht ist, keine Gerechtigkeit erfährt, ist eine bittere Realität für viele. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit verstärkt die Ausgrenzung und führt oft dazu, dass Migrantinnen das Vertrauen in die Schweizer Gesellschaft und deren Rechtsstaatlichkeit verlieren. Da nicht jeder so einfach nach 30 Jahren in das Herkunftsland zurückkann, bleibt Betroffenen nichts anderes über die Vergangenheit loszulassen, aus selbst gemachten Fehlern zu lernen und an der eigenen Persönlichkeitsentwicklung zu arbeiten. Natürlich haben Betroffene die Möglichkeit Vorfälle dem Migrationsamt melden, welches erst handeln kann, wenn sich Personen auch melden. Es gilt hier nicht Situationen gut zu heissen, sondern um die Möglichkeit nur sich selbst ändern zu können. Selbstverantwortung bedeutet auch immer Selbstreflektion des eigenen Handelns, der eigenen Worte und Haltungen.

Fazit

Der Machtmissbrauch, der sich in subtilen und offensichtlichen Formen äußert, ist eine ernsthafte Herausforderung für die Integration und das Wohlergehen von Migrantinnen in der Schweiz. Der fehlende Dialog, die Konfliktvermeidung und das Vertrauen auf Gerüchte anstelle von fairen Auseinandersetzungen führen dazu, dass sich viele Migrantinnen benachteiligt fühlen. Es ist entscheidend, dass schweizerische Unternehmen und Vorgesetzte Verantwortung übernehmen und aktiv gegen diese Ungerechtigkeiten vorgehen. Denn wer Migranten ins Land holt und ihnen Verträge gibt, hat eine Verantwortung und Fürsorgepflicht übernommen. Rechte und Pflichten gelten im Normalfall für alle Beteiligten gleich. Nur durch offenen Dialog, klare Regeln und den Mut, Missstände anzusprechen, kann die Kultur des Machtmissbrauchs beendet werden. Dies setzt voraus, das emotionell reife und sehr gut aus gebildeten Führungskräften (vor allem in Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung) eingestellt werden. Es reduziert so überflüssige Arbeitsplätze im Nonprofitbereich (Vermeidung von künstlich erhaltenden, bürokratischen Stellen), spart Steuerkosten (Kosten im Allgemeinen) und schafft damit ein Klima der Gleichberechtigung sowie des Respekts. Die Verbindlichkeit zur Selbstreflektion, offener Kommunikation und der externen Kontrolle (zur Einhaltung) schafft eine gute Grundlage einer gesunden Gesellschaft sowie Wirtschaftslage. Motto: Betroffene müssen auch "Wollen" und Vorgesetzte den Mut haben, so eine Grundlage zu erarbeiten sowie dahinter zu stehen (ohne Wenn und Aber).