Was veranlasst Menschen ins Coaching zu kommen?

02.01.2025

"Coaching ist die Kunst, jemanden zu inspirieren, mehr von dem zu sein, was er sein kann."
John Whitmore , einer der Pioniere des modernen Coachings und Autor von "Coaching for Performance"


Die Gründe, warum Menschen Coaching in Anspruch nehmen, sind vielfältig und von individuellen Lebensumständen geprägt. Im Allgemeinen suchen sie Unterstützung bei der Klärung von Herausforderungen, der Bewältigung von Krisen oder der Weiterentwicklung persönlicher und beruflicher Kompetenzen. Doch nicht immer sind die Gründe klar oder frei von unrealistischen Erwartungen.

Herausforderungen im Coaching-Markt

Gerade im Bereich des Life Coachings gibt es Personen, die Coaching weniger als Mittel zur persönlichen Weiterentwicklung verstehen, sondern als Bühne, um selbst zu glänzen. Diese Coaches streben danach, "zu strahlen" und ihre Energie hochzuhalten, während sie sich oft überschätzen oder ihre tatsächlichen Kompetenzen überbewerten. Häufig zeigt sich in diesen Fällen ein Mangel an Bereitschaft, in die eigene Entwicklung – sei es durch Weiterbildung, Supervision oder fundierte Reflektion – zu investieren.

Ein weiteres Phänomen sind sogenannte "Marktschreier". Sie setzen auf aggressives Marketing und manipulative Verkaufstechniken, um Interessenten zum Kauf ihrer Dienstleistungen zu drängen. Sie verwenden Slogans wie "Frühling, und dein Leben wird sich verändern!" oder behaupten gar, rechtliche Konsequenzen drohen, wenn sie den Klienten nicht helfen könnten. Solche Aussagen sind nicht nur rechtlich problematisch, sondern auch ethisch fragwürdig. Insbesondere im deutschsprachigen Raum (DA-CH) gelten klare gesetzliche Regelungen, z. B. zur unterlassenen Hilfeleistung. Diese Begründung zu handeln, wenn eine unmittelbare Gefahr für Leib oder Leben besteht, wie etwa in Notfällen. Coaching ist jedoch keine medizinische oder therapeutische Notfallmaßnahme, sondern ein Begleitprozess, der auf Freiwilligkeit und Eigenverantwortung beruht.

Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen

Die Corona-Pandemie hat soziale und emotionale Herausforderungen verstärkt und dabei auch Schwächen im Coaching-Markt offengelegt. Einsamkeit, Existenzängste und persönliche Krisen führen dazu, dass viele Menschen Unterstützung suchen. Gleichzeitig witterten manche ein Geschäftsfeld und boten Coaching-Dienstleistungen an, oft ohne fundierte Ausbildung oder praktische Erfahrung. Dies führte dazu, dass viele Coaches auf den Markt drängten, die ihre eigenen Probleme gelöst hatten und nun anderen helfen wollten – eine Entwicklung, die den Qualitätsanspruch im Coaching stark unter Druck setzt.

Erwartungen und Realität im Coaching

Ein grundlegender Aspekt des Coachings ist, dass die Bereitschaft zur Veränderung vom Coachee ausgehen muss. Es kommt häufig vor, dass Menschen zwar Coaching in Anspruch nehmen, jedoch keine wirkliche Veränderungsbereitschaft mitbringen. Manche erwarten, dass der Coach nach ihrem Mund redet oder sie in ihre Komfortzone lässt, während der Coach wiederum versucht, diese Erwartungen zu erfüllen, um Einnahmen zu sichern.

Im beruflichen Kontext wird Coaching jedoch oft von Unternehmen initiiert und finanziert, etwa um mangelnde Arbeitsleistungen oder problematisches Verhalten zu adressieren. Geschieht dies nicht immer in Übereinstimmung mit dem Willen des Mitarbeiters, konnte die Wirksamkeit des Coachings erheblich eingeschränkt werden.

Die Verantwortung des Coaches

Ein professioneller Coach zeichnet sich durch Ethik, Fachwissen und die Bereitschaft aus, sich selbst kontinuierlich weiterzuentwickeln. Coaching ist kein Allheilmittel, sondern ein dialogischer Prozess, der auf Freiwilligkeit, Vertrauen und der Fähigkeit zur Selbstreflektion basiert. Wenn Menschen jedoch nicht bereit sind, ihr Verhalten oder ihre Einstellungen zu hinterfragen, stösst auch der beste Coach an seine Grenzen.

Ebenso sollte ein Coach in der Lage sein, Interessenten, die nicht bereit oder geeignet für Coaching sind, dies respektvoll und klar zu kommunizieren. Alternativ können Empfehlungen ausgesprochen werden, etwa zur Lektüre von Fachliteratur oder zur Teilnahme an Weiterbildungsprogrammen.

Fazit

Coaching kann eine wertvolle Unterstützung sein, wenn der Coachee bereit ist, Verantwortung für seine Entwicklung zu übernehmen und sich auf den Prozess einzulassen. Gleichzeitig erfordert es von Coaches Professionalität, Ethik und die Fähigkeit, unrealistische Erwartungen zu hinterfragen. Der Coaching-Markt braucht klare Qualitätsstandards und Coaches, die sich nicht von kurzfristigen Gewinnen, sondern von einem langfristigen Nutzen für ihre Klienten leiten lassen.